Zwei junge ukrainische Fußballer beim JFV-RWD Rehden
Seit einigen Monaten spielen die jetzt 18-jährigen Andrii Babych und Kyrylo Kozin für den JFV RWD Rehden in der U19 Fussball.
Beide Jungs kommen vom Verein MFC Metalurg aus der Ukraine. Sie wohnten dort in einem Sportinternat und spielten in der in der höchsten Nachwuchsliga der Ukraine.
BSV-Vereinsboss Friedrich Schilling und Sportvorstand Sandy Röhrbein kümmern sich um die zwei geflüchteten jungen Ukrainer und geben ihnen seitdem eine neue Heimat.
Die Verantwortlichen des BSV „Schwarz-Weiß“ Rehden wollen einen Teil dazu beitragen, um den zwei Jungs ein altersgerechtes Leben als junge Fußballer und Menschen zu ermöglichen, welches aktuell in ihrer Heimat nicht möglich ist.
Die Jungs spielen in der U-19 des JFV RWD Rehden unter Coach Michael Hohnstedt, der sich positiv über seine zwei Spieler äußert: „Beide sind sehr schlaue Jungs, die immer lernen wollen! Sie sind sehr professionell und Vorbilder in Sachen Einsatz.“
Andrii wird von Tag zu Tag besser. Er hat keine Angst und hat extrem gute Reflexe.
Kyrylo ist mit das größte Talent, welches Rehden seit meiner Zeit hatte! Er hat alles was ein Verteidiger benötigt. Schnelligkeit, Zweikampfstärke, super Schuss, guten Körper.
Ich freue mich, dass ich beide in meiner Mannschaft habe.“
Unsere Medienabteilung unterhielt sich kurz mit den beiden Jungs über deren letzten durchaus schwierigen Monate.
BSV-Medienabteilung: Hallo Andrii und Kyrylo, herzlich willkommen beim BSV „Schwarz-Weiß“ Rehden und JFV RWD.
Wie ist es euch seit eurer Ankunft in Rehden gegangen?
Andrii und Kyrylo: Nach der Ankunft in Deutschland aus der Ukraine wurden wir gut aufgenommen und die Verantwortlichen haben alles getan, damit wir uns wie zu Hause fühlen.
BSV: Erzählt uns mal kurz, wie ihr zu uns gekommen seid.
A&K: Wir sind mit dem Bus in Deutschland angekommen. Der Bus wartete in Lemberg auf uns, aber bevor wir in Lemberg ankamen, waren wir einen Tag mit dem Zug unterwegs. Anschließend stiegen wir in den Bus und kamen endlich in Diepholz an. Insgesamt waren wir 2 Tage unterwegs
BSV: Jetzt kommen wir zu einem ernsten Thema. Wie habt ihr die ersten Kriegstage erlebt und wann war euch klar, dass ihr die Ukraine verlassen werdet.
A&K: Am 24. Februar wurden wir um 6:00 Uhr von einer großen Anzahl von Nachrichten und Anrufen von Eltern aufgeweckt. Noch am selben Tag kehrten wir zu unseren Eltern zurück.
Andrii: Mitte März wurde es in unserer Kleinstadt unruhig, weil viele Explosionen zu hören waren. Danach redete ich mit meinen Eltern und wir entschieden, dass ich das Land verlassen muss.
Kyrylo: In meiner Stadt war es noch ruhig, aber wir alle waren erschüttert, ängstlich und verwirrt aufgrund der neuen Situation im Land. Somit haben wir beschlossen, dass ich mit meiner Schwester erstmal nach Polen fahre. In Polen habe ich erfahren, dass Andrii und mir geholfen werden kann und wir nach Deutschland gehen können.
BSV: Was machen eure Familien? Sind sie noch in der Ukraine?
Kyrylo: Meine Eltern sind in der Ukraine geblieben. Beide arbeiten in einem Krankenhaus.
Andrii: Meine Mutter und mein Vater arbeiten bei der Polizei. Mein jüngerer Bruder ist 9 Jahre alt und der ältere 23 Jahre. Mama, Papa und mein kleiner Bruder sind in Sicherheit. Sie hören viele Explosionen. Die Einschläge sind etwa 20 km von meinem Haus entfernt. Mein älterer Bruder ist in der Armee. Er befindet sich in Gefangenschaft. Mein Bruder war in der Stadt Mariupol, in der Stadt gab es eine Einrichtung, in der sich alle Militärs und Zivilisten befanden. Dies ist das Azovstal-Werk. Am 17. Mai ergaben sich alle Soldaten, die sich mit Würde verteidigten, da sie die Anlage wegen einer großen Zahl von Verwundeten nicht mehr physisch verteidigen konnten, wurde der Befehl gegeben, Leben zu retten. Am 17. Mai wurde die letzte Nachricht von meinem Bruder gesendet, dass er überlebt hatte. Jetzt gibt es seit einem Monat keine Verbindung mehr zu ihm.
BSV: Wie empfindet ihr die Situation in eurem Land und was wünscht ihr euch für eure Heimat und euch persönlich?
A&K: Wir glauben, dass der von der Russischen Föderation geführte Krieg ein Kriegsverbrechen gegen das Volk der Ukraine ist. Wir glauben, dass unser Land in Zukunft völlig frei von der russischen Besatzung sein wird. Und es wird ein einziges und freies Land werden, von Ushgorod bis Luhansk und von Tschernihiw bis Sewastopol.
BSV: Wie sind eure persönlichen Ziele privat und fußballerisch:
A&K: Nach dem 24. Februar änderte sich unser Leben komplett. Es wird nie mehr so sein wie früher. Wenn wir über Fußball sprechen, wollen wir in großen Mannschaften spielen und die größten Erfolge erzielen. Wenn wir über das Privatleben sprechen, möchten wir unsere Verwandten am liebsten umarmen.
In der Ukraine haben wir in einer der besten Akademien gespielt. Die letzte Saison wurde in einem Erwachsenenteam verbracht, und sie hatten Spielpraxis auf Erwachsenenniveau. Wenn wir es mit Rehden vergleichen, ist das Niveau anders, weil wir bei Metalurg auf Erwachsenenniveau gespielt haben und hier spielen wir mit unseren Kollegen. Aber wir trainieren und versuchen, in Rehdens erste Mannschaft zu kommen.
Lieber Andrii und lieber Kyrylo wir danken euch für das Interview und wünschen euch und euren Familien, dass alle eure Wünsche in Erfüllung gehen und ihr eure Liebsten bald wieder umarmen könnt.
Wir vom BSV „Schwarz-Weiß“ Rehden verurteilen jegliche Art von Krieg und wünschen uns allen eine Welt in Frieden!
Foto: Olschewski
Bild: von lks: Sandy Peter Röhrbein (Sportvorstand), Andrii Babych, Kyrylo Kozin, Michael Hohnstedt (Trainer U19)